In meinem Blogbeitrag zu Meetings habe ich Handwerkzeug beschrieben, mit denen Meetings effektiver werden. Dabei war auch die Rolle des Moderators, der Moderatorin Thema. Für ihn/sie ist aber Handwerkzeug alleine nicht genug! Denn jedes Meeting ist auch beeinflusst von den Emotionen und der inneren Haltung aller Beteiligten – deshalb ist Emotionsmanagement ein wesentlicher Bestandteil des Moderierens.
Das lateinische Verb moderare kann man mit „steuern“, aber auch mit „mäßigen“ übersetzen. Somit bedeutet eine gelungene Moderation, dass man Menschen anleitet, sich für ein gemeinsames Ziel zu engagieren. Das kann durchaus über einen Disput um den richtigen Weg zu diesem Ziel funktionieren, denn dieser klärt die Frage, wie genau unternehmerische Ziele am besten zu erreichen sind.
Gute Moderation benötigt aber gerade auch im Streitfall eine gute Arbeitsbeziehung ALLER Beteiligten, und diese wiederum bedarf echten Willens zur Kooperation. Bei allem Disput sollten sich die Beteiligten also persönlich zurücknehmen und einander respektieren.
Vertrauen aufbauen – Basis für offene Gesprächskultur
Kooperation setzt Vertrauen voraus. In einem Meeting im beruflichen Umfeld sind Menschen aufeinander angewiesen. Es bleibt gleichzeitig immer eine Unsicherheit bezüglich des Verhaltens anderer, und dies ist nicht unmittelbar kontrollierbar.
Wie kann also Vertrauen im Meeting aufgebaut werden? Jeder Teilnehmer sollte sich seiner eigenen Verletzlichkeit bewusst werden: Wenn wir einen Vertrauensvorschuss geben, kann dieser von anderen enttäuscht werden – Teilnehmer könnten versucht sein, die Ehrlichkeit des anderen für ihre eigene Agenda zu nutzen. Hier braucht der Moderator zwei wesentliche Qualitäten:
- Die Fähigkeit, offenes Reden in Meetings zur unterstützen und zu schützen
- Die Bereitschaft, auch eigene Kränkungen hinnehmen zu können und souverän zu bleiben
Eine gute Moderation kann dann dazu führen, dass Menschen in Meetings offen reden, auch da, wo sie angreifbar sind (zum Beispiel wo sie im Projekt aktuell in einer Sackgasse stecken). Dafür dürfen sie nicht angegriffen werden! Die Aufgabe des Moderators ist es, allen bewusst zu machen dass dies ein gemeinsam zu lösendes Problem ist und damit eine Atmosphäre der Gemeinsamkeit und des Vertrauens zu erhalten.
Soziale und emotionale Intelligenz sind gefragt!
Ein Moderator sollte also neben analytischem, schnellem Denken auch über soziale Intelligenz verfügen. Dies ist die Fähigkeit, Beziehungen von Personen untereinander und zu sich selbst einzuschätzen, Konflikte anzusprechen und lösbar zu machen und bei der Lösung die Führung zu übernehmen.
Darüber hinaus ist emotionale Intelligenz unabdingbar für gute Moderation. Sie ist geradezu ein Knackpunkt. Denn alle guten Einladungen, Tagesordnungen, Zeitvorgaben und Protokolle können nicht auffangen, was an Emotionen im Meeting erlebt wird. Ein Moderator sollte seine eigenen Gefühle erkennen, sie angemessen handhaben und sich in andere Teilnehmer und deren Gefühle angemessen hineinversetzen, um diese in den Interaktionen im Meeting unterstützen zu können.
Er sollte zudem seine Meinung äußern, auch wenn sie der Mehrheitsmeinung widerspricht („Das haben wir schon immer so gemacht!“), was vor allem Ich-starken Menschen gut gelingt, da diese die Achtung vor sich selbst nicht verlieren wollen und dies höher werten als Beliebtheit.
Klare Entscheidungen – effektive Ergebnisse
Schließlich unterstützt es gute Moderation, wenn man entscheidungssicher ist. Grundlage aller Moderation ist, dass im Meeting Dinge diskutiert werden, die noch nicht entschieden sind (sonst ist es eine Information von oben nach unten und sollte als solche kenntlich sein!). Es fördert vorab das Vertrauen, wenn alle wissen, woran sie sind. Transparent sollte vor allem sein, welche Art der Entscheidung gefällt wird:
- Hierarchische Entscheidung: Liebe Meetingteilnehmer, hier entscheidet der/die Vorgesetzte, aber eure Meinungen sind für seine/ihre Entscheidungsfindung wichtig.
- Demokratische Entscheidung: Hier werden wir nach der Diskussion in einer Abstimmung nach Mehrheit entscheiden.
- Kooperative Entscheidung: Entschieden wird sich im Verlauf der Diskussion für ein Vorgehen, welches alle mittragen.
- Delegierte Entscheidung: Die Entscheidung wird zum Beispiel an eine Arbeitsgruppe delegiert. In der Regel wird diese eingesetzt, um Vorschläge zu entwickeln, die dann in einem nächsten Meeting Grundlage einer kooperativen, demokratischen oder hierarchischen Entscheidung sind.
Diese Einblicke in das Handwerk des Emotionsmanagement sollen Moderatorinnen und Moderatoren von Meetings sensibel machen für die vielfältigen zwischenmenschlichen Interaktionen und Emotionen in Zusammenkünften. Denn diese wahrzunehmen und bei der Leitung des Meetings einzubeziehen ist für nachhaltige effektive Ergebnisse von wesentlicher Bedeutung.
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